Stadtführungen und Vortragsabend zum Rumpfparlament

Stuttgart 1849 – Auf den Spuren von Demokratie und Rumpfparlament

Anlässlich des 175-jährigen Jubiläums des Stuttgarter Rumpfparlaments lädt das Stadtarchiv Stuttgart zu zwei Spaziergängen mit dem digitalen Stadtlexikon ein. Die Anfänge der Demokratie in Deutschland liegen nicht nur in der Frankfurter Paulskirche, sondern auch in Stuttgart, wohin die Nationalversammlung im Sommer 1849 umgezogen war. Hier konnten die demokratischen Kräfte bis zur sogenannten Sprengung des Rumpfparlaments am 18. Juni ihre Arbeit fortsetzen, um die in der Revolution ein Jahr zuvor errungenen parlamentarischen Strukturen zu bewahren. Der historische Spaziergang besucht wichtige Orte der Ereignisse in der Stadtmitte und wird an einzelnen Stationen anhand des digitalen Stadtlexikons Wissenswertes zur Geschichte der frühen Demokratie in Stuttgart präsentieren.

Die erste Stadtführung findet am Sonntag, 9. Juni, um 15 Uhr statt. Der Treffpunkt ist am Rathaus Stuttgart, Eingang Marktplatz.

Die zweite Stadtführung findet am Donnerstag, 11. Juli, um 18 Uhr statt. Der Treffpunkt: Rathaus Stuttgart, Eingang Marktplatz.

Die Veranstaltungen dauern zirka 90 Minuten. Interessierte werden darum gebeten, ein Smartphone oder Tablet mitzubringen.

Justizminister Friedrich Römer und die Sprengung des Rumpfparlaments im Juni 1849 in Stuttgart

In einem Vortrag am Dienstag, 11. Juni, um 19 Uhr im Vortragssaal des Stadtarchivs, Bellingweg 21, geht Dr. habil. Michael Kitzing der Frage der Rolle des württembergischen Justizministers Friedrich Römer bei der Sprengung des Rumpfparlaments nach.

Im Januar 1848 griff der liberale Abgeordnete Friedrich Römer die württembergische Regierung überaus scharf an, nachdem diese im Vorjahr einen Hungerkrawall durch Militär unter Gebrauch der Schusswaffe niedergeschlagen hatte. Nach dem Ausbruch der Märzrevolution stieg Römer selbst zum württembergischen Justizminister auf und wurde im April 1848 mit breiter Mehrheit im Wahlkreis Göppingen – Geislingen zum Abgeordneten der Deutschen Nationalversammlung gewählt. Doch kaum 15 Monate später war es nun dieser Friedrich Römer, der frühere Vorkämpfer für Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit, auf dessen Veranlassung hin die inzwischen von Frankfurt nach Stuttgart übersiedelte Nationalversammlung durch württembergisches Militär gewaltsam auseinandergetrieben wurde.

Aus welchen Gründen wurde der einstige liberale Hoffnungsträger Römer, zumindest aus Sicht der württembergischen Demokraten, zum Totengräber der Revolution? Zugleich soll das politische Selbstverständnis Römers als Abgeordneter im Vormärz vorgestellt werden. Inwieweit hat er sich auch nach der Sprengung des Rumpfparlaments weiterhin um eine Fortsetzung der von ihm im März 1848 eingeleiteten Reformpolitik bemüht? Diese Fragen beantwortet Dr. habil. Michael Kitzing in einem Vortrag.

Michael Kitzing ist Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der TU Chemnitz, 2000-2005 Studium der Fächer Neuere und Neueste Geschichte, Mittelalterliche Geschichte und Politikwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt; 2008 Promotion mit einer Studie zur Geschichte der Badischen Zentrumspartei in der Weimarer Republik ebenfalls an der KU Eichstätt-Ingolstadt; 2022 Habilitation mit einer Biographie über Bundesfinanzminister Alex Möller (1903-1985) an der TU Chemnitz.

Quelle: Stadt Stuttgart