Zum 95. Geburtstag von Hegel‐Preisträger Jürgen Habermas

1929 in Düsseldorf geboren, studierte Jürgen Habermas an den Universitäten Göttingen, Zürich und Bonn die Fächer Philosophie, Geschichte, Psychologie, Deutsche Literatur und Ökonomie. 1954 folgte die Promotion in Bonn, 1961 die Habilitation in Marburg mit der vielbeachteten Arbeit „Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft“. Im selben Jahr trat Habermas eine außerordentliche Professur an der Universität Heidelberg an. 1964 übernahm er den Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie an der Universität Frankfurt. Gemeinsam mit dem deutschen Physiker und Philosophen Carl Friedrich von Weizsäcker leitete er von 1971 bis 1981 das Max‐Planck‐Institut in Starnberg. 1983 kehrte Habermas an die Universität Frankfurt zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung 1994 den Lehrstuhl für Philosophie innehatte.

Habermas gilt als ein Grenzgänger zwischen Philosophie und Sozialwissenschaften. Durch seine Werke, Theorien, Wortmeldungen, Beiträge beeinflusst er seit mehr als einem halben Jahrhundert die geistige und kulturelle Wissenschaftswelt und prägt zahlreiche öffentliche Diskussionen nachhaltig. Der Bezug zu aktuellen politischen wie gesellschaftlichen Themen und Fragen spielt in seinen Werken eine ebenso große Rolle wie die Auseinandersetzung mit den Vordenkern der Vergangenheit. Zu seinen Hauptwerken, die in über 40 Sprachen übersetzt wurden, zählen neben seiner Habilitationsschrift: „Erkenntnis und Interesse“ (1968), „Theorie des kommunikativen Handelns“ (1981), „Kleine politische Schriften I‐IV“ (1981−2001), „Faktizität und Geltung. Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaats“ (1992), „Wahrheit und Rechtfertigung“ (1999), „Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik?“ (2001), „Zwischen Naturalismus und Religion“ (2005), „Zur Verfassung Europas. Ein Essay“ (2011) und zuletzt „Im Sog der Technokratie. Kleine politische Schriften XII“ (2013). Jürgen Habermas publizierte zudem regelmäßig in zahlreichen deutschen Feuilletons.

Die hohe Wertschätzung, die Jürgen Habermas weltweit genießt, ist an den ihm zuerkannten Preisen und Auszeichnungen ablesbar. Die Landeshauptstadt Stuttgart machte den Auftakt, als sie 1973 Habermas den Hegel‐Preis verlieh. Der Grund für diese frühe Ehrung ist die innovative Verdeutlichung der herausragenden Rolle Hegels, mit dem die moderne Philosophie begann.

Es folgten zahlreiche weitere Preise, darunter 2001 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2004 der Kyoto‐Preis, 2005 der Holberg‐Preis und der Bruno‐Kreisky‐Preis, 2012 der Georg‐August‐Zinn‐Preis, der Heinrich‐Heine‐Preis sowie der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt München, 2013 der Erasmuspreis und der Kasseler Bürgerpreis, 2015 der John‐W.‐Kluge‐Preis und zuletzt, im Jahr 2018, der Große Deutsch‐Französische Medienpreis.

Quelle: Stadt Stuttgart