Im Jahr 1534 erlebte Stuttgart einen Wendepunkt in seiner religiösen Geschichte. Die Reformation, ein geistiger Sturm, der durch Europa zog, fand auch in der schwäbischen Hauptstadt Einzug. Der reformatorische Funke entbrannte durch das Wirken des Theologen Johannes Brenz, der 1524 nach Stuttgart kam. Brenz, ein Schüler Martin Luthers, predigte die Ideen der Reformation, die das Christentum grundlegend verändern sollten.
Die Stadt war zu dieser Zeit von Konflikten zwischen Katholiken und den aufkommenden Evangelischen geprägt. Die Bürger Stuttgarts waren auf der Suche nach neuen Antworten auf ihre Glaubensfragen. Brenz sprach die Menschen an, er versprach ihnen einen direkten Zugang zu Gott, ohne die Vermittlung durch die Kirche. Seine klaren und verständlichen Erklärungen der biblischen Texte fanden großen Anklang.
Am 8. November 1534 verkündete die Stadt Stuttgart offiziell die Einführung der Reformation. Die Bürger sollten fortan die evangelische Glaubenslehre praktizieren. Kirchen wurden umgestaltet, altüberlieferte Rituale hinterfragt. Die Menschen wurden ermutigt, die Bibel selbst zu lesen und das Wort Gottes eigenständig zu erkunden.
Die Entscheidung war nicht unumstritten, und Widerstand gab es sowohl in der Bevölkerung als auch von Seiten der katholischen Kirche. Doch die neue Lehre breitete sich schnell aus und prägte die Stadt nachhaltig. Stuttgart wurde zu einem Zentrum der Reformation in Württemberg. Die Veränderungen beeinflussten nicht nur das religiöse Leben, sondern ebneten auch den Weg für spätere soziale und kulturelle Entwicklungen in der Region. So wurde Stuttgart im 16. Jahrhundert zum Schauplatz eines tiefgreifenden Wandels, dessen Folgen bis in die heutige Zeit spürbar sind.