Im späten 18. Jahrhundert erlebte Stuttgart eine Aufbruchsstimmung, die von der Aufklärung geprägt war. Wissenschaftler, Philosophen und Künstler trafen in dieser Stadt auf fruchtbaren Boden, um ihre Ideen zu verbreiten. Zu dieser Zeit betrug die Bevölkerung Stuttgarts etwa 20.000 Menschen, darunter viele gebildete Bürger, die sich zunehmend für das Wohl der Gesellschaft und die Förderung des Wissens einsetzten.
Eine Schlüsselgestalt dieser Ära war der Stuttgarter Pfarrer und Aufklärer, Johann Gottfried Herder. Er forderte die Menschen auf, die Welt mit eigenen Augen zu sehen und ihren Verstand zu nutzen. Herder gründete ein Lesekreis, der schnell populär wurde und den Austausch über Philosophie, Literatur und Naturwissenschaften förderte. In den gemütlichen Stuben der Stuttgarter Bürger tauschten sie sich leidenschaftlich über die neuesten Ideen aus, die das Licht der Vernunft in die Dunkelheit des Aberglaubens brachten.
Parallel dazu entstand die Württembergische Landesbibliothek, die als eine der ersten öffentlichen Bibliotheken in Deutschland ein Zentrum des Wissens und der Bildung wurde. Bürger aller Schichten strömten hierher, um Bücher zu lesen und sich fortzubilden. Das Streben nach Bildung und Aufklärung wurde zum wichtigsten Merkmal des Stuttgarter Bürgertums, das zunehmend Einfluss in der Politik und im sozialen Leben nahm.
Mit der Gründung von Schulen und Bildungseinrichtungen in der Stadt wurde das Fundament für eine aufgeschlossene Gesellschaft gelegt, die nicht nur in Stuttgart, sondern auch weit über die Stadtgrenzen hinauswirken sollte. Diese Ära der Aufklärung prägte Stuttgart nachhaltig und legte den Grundstein für die moderne Bildungslandschaft, die wir heute kennen.