Die Weißenhofsiedlung, ein Meilenstein der modernen Architektur, wurde 1927 im Rahmen der Ausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart erbaut. Unter der Leitung von Le Corbusier, einem der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, entstanden 21 revolutionäre Wohnhäuser, die das Konzept des Wohnens neu definierten.
Mit seinem klaren, funktionalen Design und der Verwendung neuer Materialien stellte Le Corbusier die Tradition in Frage. Die schlichten, kubischen Formen und die offenen Grundrisse luden zu einer neuen Lebensweise ein, in der Licht und Luft eine zentrale Rolle spielten. Die Siedlung war ein Manifest der modernen Bewegung, das sozialen Wohnraum schuf und architektonische Ästhetik mit Funktionalität verband.
Die innovative Idee, das Wohnen in „Maschinen zum Leben“ zu verwandeln, fand schnell Anklang und war Ausdruck der Aufbruchsstimmung der Weimarer Republik. Die Architektur der Weißenhofsiedlung wurde zum Vorbild für viele spätere Bauprojekte weltweit. Ein Highlight war das berühmte „Haus Le Corbusier“, das selbst als Symbol für die neue Denkweise fungierte.
Doch die Geschichte der Weißenhofsiedlung ist nicht nur die der Architektur. In den folgenden Jahrzehnten erlebte die Siedlung Höhen und Tiefen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwandelten sich die einst modernen Gebäude in soziale Problembereiche. Erst ab den 1990er Jahren wurde die Siedlung durch aufwendige Sanierungsmaßnahmen revitalisiert und wieder als kulturelles Erbe anerkannt.
Heute ist die Weißenhofsiedlung ein lebendiges Zeugnis der Architekturgeschichte und zieht Besucher aus aller Welt an, die inspiriert von Le Corbusiers Vision einer modernen Wohnkultur, die Grenzen der Zeit überwindet.