Wirtschaftsausschuss besucht wissenschaftliche Einrichtungen in Vaihingen

Die erste Station war das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme (MPI-IS), welches gleichzeitig das Stuttgarter Zentrum des Cyber Valley repräsentiert. Das Cyber Valley ist Europas führendes Zentrum für Exzellenz in künstlicher Intelligenz und moderner Robotik. Der Verbund aus staatlichen Partnern und Industriepartnern will die Forschung, Entwicklung, Anwendung und Akzeptanz intelligenter Systeme vorantreiben. Dabei liegt auch ein starker Fokus auf ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen.

Nach der Begrüßung und Einführung durch den geschäftsführenden Direktor des MPI-IS, Prof. Dr. Christoph Keplinger, und der Geschäftsführerin der Cyber Valley GmbH, Rebecca C. Reisch, konnten sich die Gäste beim Besuch zweier Labore selbst ein Bild machen. In der Abteilung Robotik-Materialien wurde ihnen ein künstlicher Muskel – ein sogenannter HASEL – vorgeführt. Dieser Kunststoffbeutel ist gefüllt mit Pflanzenöl. Unter Strom schieben elektrostatische Kräfte das Öl im Beutel hin und her. Dadurch kann der „Muskel“ ein Gewicht von mehreren Kilogramm heben.

In der Abteilung Haptische Intelligenz wurde demonstriert, wie Interaktionen mit entfernt liegenden oder virtuellen Objekten per Vibrationen und Druck dargestellt werden können. Beispielsweise ermöglicht der sogennnte AiroTouch die Möglichkeit, über Sehsinn funktionierende Teleoperationsroboter zusätzlich mit Tastsinn auszustatten. Und die Entwicklung eines Armbands, das einer Smartwatch ähnelt, könnte die heutzutage möglichen haptischen Empfindungen erheblich erweitern. Statt einfacher Vibration wird künftig ein sanfter Druck auf der Haut erzeugt mit langsamen und beruhigenden Berührungen und Vibrationen in einer Vielzahl von Frequenzen, von niedrig bis hoch. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für die Orientierung in echten und virtuellen Räumen.

Während die Gäste beim MPI Einblicke in Grundlagenforschung erhielten, ging es bei der zweiten Station der Besichtigungstour ganz konkret um die Umsetzung von Forschungsergebnissen. Das KI-Fortschrittszentrum von Fraunhofer widmet sich als Teil von Cyber Valley insbesondere der Anwendung von KI- und Robotik-Entwicklungen. Gemeinsam mit der Universität Stuttgart und gefördert vom Wirtschaftsministerium des Landes arbeitet das Zentrum mit Unternehmen und Institutionen primär aus Baden-Württemberg zusammen, um zukunftsweisende KI- und Robotertechnologien in Unternehmen jeder Größe und Branche zu bringen.

Der Leiter des KI-Fortschrittszentrums, Dr. Werner Kraus, berichtete, wie sein Institut kleine und große Unternehmen KI-fit zu machen und Start-ups dabei zu unterstützen, ihre Ideen umzusetzen. Gezeigt wurden beispielhafte Technologien aus einer großen Menge an Entwicklungen und Demonstratoren: von „Pick & Pack“, einem Robotersystem -, das beliebige 3D-Freiform-Objekte ohne Vorwissen und ohne Stammdaten verpacken kann bis zum mobilen Roboter ARA, einem autonomen Reithof-Assistent. Der kettenbasierte Roboter kann den Reithallen-Boden nivellieren und künftig auch weitere Aufgaben auf Reiterhöfen übernehmen. Er ist bereits in mehreren Reitanlagen getestet worden und hat sehr viel positive Resonanz erhalten.

Zum Abschluss gab es eine von Robotern kuratierte Weinverkostung in die Hochschule der Medien (HdM). Prof. Dr. Christian Becker Asano stellte das Humanoid Lab der Hochschule der Medien vor, in dem seit 2022 erforscht wird, wie fünf Roboterköpfe und der androide Roboter Andrea autonom und natürlich-sprachlich mit Menschen kommunizieren können. Die sehr menschenähnlich gestalteten Roboter des Humanoid Labs revolutionieren die Mensch-Computer-Interaktion, indem sie ChatGPT und Co. ein Gesicht geben.

Die Stadträte konnten sich selbst davon überzeugen, wie gut Roboter in der Rolle eines Weinexperten agieren, indem er ihm gestellte Fragen zu ausgewählten Weinen des städtischen Weinguts charmant und clever beantwortete – aufmerksam bewacht und begleitet von Timo Saier, Leiter des städtischen Weinguts.

Organisiert wurde die Besichtigungstour vom städtischen Bereich Wissenschaft und Hochschulen der Abteilung Koordination S21/Rosenstein und Zukunftsprojekte unter der Leitung von Stadtdirektorin Ines Aufrecht.

Quelle: Stadt Stuttgart