
Mit dem Preis wird die Gründungsintendantin des Jungen Ensemble Stuttgart (JES) für ihr besonderes Engagement für das Kinder- und Jugendtheater geehrt.
„Für Stuttgart war Brigitte Dethier von Beginn an ein Glücksfall,“ betont Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer. „Es ist ihrer stets weitsichtigen und immer von voller Überzeugung getriebenen Arbeit zu verdanken, dass das JES heute eine so strahlende Institution ist. Kaum jemand war so prägend für das Stuttgarter Kinder- und Jugendtheater wie sie. Ich gratuliere Brigitte Dethier sehr herzlich zu dieser großen Auszeichnung!“
Nach einem Studium der Germanistik, Psychologie und Theaterwissenschaft, auf das eine Schauspielausbildung in Heidelberg folgte, war Brigitte Dethier zunächst am Münchner Theater der Jugend „Schauburg“ tätig, bevor sie Leitungsfunktionen in Esslingen, Tübingen und am Kinder- und Jugendtheater „Schnawwl“ des Nationaltheater Mannheim übernahm.
Als Gründungsintendantin, die die Konzeption des Hauses entscheidend mitgestaltete, wechselte Brigitte Dethier 2002 in die Landeshauptstadt und übernahm die Intendanz des damals neu gegründeten Jungen Ensemble Stuttgart sowie die künstlerische Leitung des internationalen Festival „Schöne Aussicht“. Unter ihrer erfolgreichen Leitung erreichte die Stuttgarter Institution bundesweite und internationale Aufmerksamkeit und zählt heute zu den wichtigsten Häusern der Sparte für junges Publikum. Nach einem von ihr selbst initiierten erfolgreichen Findungsprozess übergab sie die Leitung 2022 an ihre Nachfolgerin Grete Pagan.
„Die Auszeichnung ist mehr als verdient“, freut sich Kulturamtsleiter Marc Gegenfurtner. „Brigitte Dethier ist nicht nur als Theaterleiterin und Theaterschaffende, sondern auch menschlich eine herausragende Persönlichkeit, der wir in Stuttgart viel zu verdanken haben. Ihre Arbeit, immer auf Augenhöhe mit den Kindern und Jugendlichen und ihr ausgeprägtes Interesse an Teilhabe und Zugänglichkeit sind vorbildlich. Den Theaternachwuchs hat sie zweifelsfrei geprägt.“
Neben ihrer erfolgreichen Arbeit als Theater- und Festivalleiterin war Brigitte Dethier außerdem als Dozentin an Hochschulen in Stuttgart, München und Hamburg tätig und als Regisseurin erfolgreich. Für die zusammen mit dem Choreografen Ives Thuwis-De Leeuw erbarbeitete Inszenierung des Stücks „Noch 5 Minuten“ konnte sie bereits früher die FAUST-Jury überzeugen: 2009 erhielt sie dafür den Preis in der Kategorie „Beste Regie Kinder- und Jugendtheater“. In der Rolle der „Oma Monika“ war Brigitte Dethier nach 20 Jahres JES-Intendanz und Arbeit hinter den Kulissen in Milan Gathers gleichnamigen und mehrfach ausgezeichnetem Stück schließlich auch auf der Bühne zu sehen.
Brigitte Dethier, die weiterhin in Stuttgart lebt, engagiert sich außerdem in Gremien und Verbänden und setzt sich in nationalen und internationalen Organisationen für die Stärkung des Kinder- und Jugendtheaters ein. Bis 2024 hatte sie den Vorsitz der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche ASSITEJ inne. Seit 2022 arbeitet sie überwiegend als freie Regisseurin, unter anderem an der Deutschen Oper Berlin, am Jungen Schauspielhaus Hamburg und am Theater Luzern.
Der FAUST-Sonderpreis für das Lebenswerk wird seit 2006 einmal jährlich an Menschen verliehen, die sich in besonderem Maße im Bereich Theater und Tanz verdient gemacht haben. Zu den ausgezeichneten Personen in dieser Kategorie zählen etwa der Opernintendant und Dramaturg Klaus Zehelein, die Autorin Elfriede Jelinek und die 2009 verstorbene Choreografin Pina Bausch.
Der Deutsche Theaterpreis „DER FAUST“ wird vom Deutschen Bühnenverein und der Deutschen Akademie der Künste in Kooperation mit der Kulturstiftung der Länder veranstaltet. Die diesjährige Preisverleihung findet am 15. November im Theaterhaus Stuttgart statt und wird von der Landeshauptstadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg gefördert.