Deportiert. „Immer mit einem Fuß im Grab“ – Erfahrungen deutscher Juden

Ab Herbst 1941 wurden die im Deutschen Reich verbliebenen Jüdinnen und Juden systematisch „nach Osten“ deportiert. Der Deportationsbefehl war unerbittlich – ein Koffer war erlaubt, es blieb kaum Zeit, um alles zu regeln und Abschied zu nehmen. Dann wurden die Menschen aus ihrem bisherigen Leben gerissen. Wer konnte, schrieb Briefe an Verwandte, die ihnen und sich selbst Mut machen sollten, aber auch ihre Sorgen und Ängste thematisierten. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit den Stuttgarter Stolpersteininitiativen statt.

Aus den Stimmen der einzelnen Menschen komponiert Andrea Löw in ihrem Buch eine Erzählung, deren Lektüre die ganze Ungeheuerlichkeit des Verbrechens emotional bewusstmacht. Indem sie selbst zu Wort kommen, werden die Menschen sichtbar – als Mütter, Kinder, Großeltern, als Liebende, als Junge und Alte. Sie schildern ihre Ängste und Hoffnungen, die Stationen bis zur Abreise, den Transport, das Überleben im Ghetto. Die meisten erwartete am Ziel der sichere Tod, die Überlebenden berichten von Gefangenschaft, Flucht und Rettung. Sie alle waren Menschen, die Unfassbares erleben mussten – dieses Buch bringt sie uns ganz nah, mit all ihrem Mut und ihrem Leid.

Andrea Löw war von 2004 bis 2007 an der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Universität Gießen tätig. Seit 2007 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte, seit 2013 als stellvertretende Leiterin des Zentrums für Holocaust-Studien. 2006 erschien ihr Buch „Juden im Getto Litzmannstadt. Lebensbedingungen, Selbstwahrnehmung, Verhalten“, 2013 publizierte sie zusammen mit Markus Roth „Das Warschauer Getto. Alltag und Widerstand im Angesicht der Vernichtung“.

Quelle: Stadt Stuttgart