Professor Ben Willikens, Träger der Bürgermedaille, wird 85

Ben Willikens wurde 1939 in Leipzig geboren. Nach ersten Studien der Literatur und Philosophie in Hamburg wechselte er 1962 an die Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, wo er die Malereiklasse von Heinz Trökes besuchte. 1969 zwang ihn eine Krankheit zu einem fast einjährigen Klinikaufenthalt. Dieses Ereignis verarbeitete Willikens nach Stipendien‐Aufenthalten in der Villa Romana in Florenz und der Villa Massimo in Rom in einer Serie von menschenleeren Acrylbildern – die sogenannten „Anstaltsbilder“ ‐, in denen er in kühler, anonymer Sprache Betten, Spinde, Zellentüren, Flure und Motive darstellte, die an damalige Anstalten und Krankenhäuser erinnern.

Ab den 1970er‐Jahren entwickelte Ben Willikens eine Malerei der sachlichen Nüchternheit, die annähernd ohne Farben auskommt. „Grau in Grau“ wurde über viele Jahre zu seinem Markenzeichen. In dieser Zeit schuf er die erste Version seines berühmten Abendmahls, ein drei mal sechs Meter großes Triptychon, das 1980 erstmals in der Staatsgalerie Stuttgart ausgestellt wurde und damals Kontroversen auslöste. Die Auseinandersetzung mit dem Raum wurde in den kommenden Jahren zum Thema seines Schaffens.

Im Jahr 1977 wurde Willikens Professor für Grafik und Malerei an der Hochschule für Gestaltung Pforzheim, 1982 wechselte er an die Hochschule der Bildenden Künste in Braunschweig, 1991 wurde er an die Akademie der Bildenden Künste in München berufen, die er zwischen 1999 und 2004 auch als Rektor leitete.

Mit zahlreichen Kunstpreisen wurde Ben Willikens für sein künstlerisches Schaffen geehrt. Unter anderem erhielt er 1970 den Villa‐Romana‐Preis Florenz, 1972 den Villa Massimo‐Preis. 1983 wurde er als erste Preisträger mit dem Hans‐Molfenter‐Preis der Stadt Stuttgart und 2004 mit dem Kunstpreis der Helmut‐Kraft‐Stiftung Stuttgart ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielt er diverse Staatspreise wie 2001 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 2006 den Bayerischen Verdienstorden und 2017 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Seine Werke finden sich heute weltweit in Sammlungen und Museen. Höhepunkte seines künstlerischen Schaffens wie beispielsweise frühe, mit Autolacken gesprühte Arbeiten aus der Serie der „Anstaltsbilder“ sowie die komplette „ORTE“-Serie sind Teil der Sammlung des städtischen Kunstmuseums, und auch die Staatsgalerie verfügt über zahlreiche wichtige Werke. Im Großraum Stuttgart realisierte Willikens seit den 1980er-Jahren mehrere ortsbezogene Arbeiten wie zum Beispiel im Haus der Wirtschaft „Die Schule von Athen I und II“, ein großformatiges Wandbild im Foyer des Hegelsaals der Liederhalle und im Neuen Schloss die Serie „Fünf Räume, Fünf Jahrzehnte“.

1988 hat sich Ben Willikens maßgeblich für den Erhalt des im Stil der Neo-Renaissance erbauten Militärkrankenhauses im Stuttgarter Osten eingesetzt und das Renommee des Kulturpark‐Berg‐Areals mitbegründet und mitgeprägt. Der bekennende Wahl‐Stuttgarter hat neben seinem Wohnatelier im Kulturpark Berg einen zweiten Wohn‐ und Arbeitssitz in Wallhausen (Hohenlohe). Zuletzt widmeten ihm die Albertina in Wien und das Schauwerk Sindelfingen viel beachtete, retrospektiv angelegte Ausstellungen.

Quelle: Stadt Stuttgart